Eine Melodramödie mit Livemusik und Tiefenrausch

Liebe mag blind machen, aber Eifersucht sieht zu viel. Was aus dieser (jiddischen) Hellsichtigkeit folgt, zeigt Shakespeares 1611 erstmals aufgeführtes Werk vom Schmerzspagat zwischen Liebe, Tod und Gelächter. In keinem anderen Schauspiel des “Schirmherrns” Shakespeare findet sich ein derart dramatisches Hin und Her zwischen tiefgreifender Schicksalstragödie am strengen sizilianischen Hof und bizarrer Klamödie in einer pastoralen Phantasiewelt namens “Böhmen”:

Die tiefe Eifersucht bewegt Leontes, König von Sizilien, seine hochschwangere Gattin Hermione des Ehebruchs mit seinem Freund, dem böhmischen König Polixenes, zu bezichtigen. Zur Strafe sperrt er sie in den Kerker, verstößt das Kind, welches Hermione dort zur Welt bringt und lässt das Baby aussetzen. Hermione stirbt, obwohl das Orakel von Delphi ihre Unschuld bezeugen kann. Sechzehn Jahre vergehen. Das Kind wächst unter dem Namen Perdita bei böhmischen Schäfern auf. Und, wie es in einer Melodramödie sein muss: Florizel, der Sohn des Polyxenes, verliebt sich in Perdita – eine vermeintlich unstandesgemäße Liebschaft, die die Liebenden zur Flucht nach Sizilien zwingt. Und wieder nimmt das Schicksal die Zügel in die Hand…

Das Wintermärchen – grotesk und bestürzend, ist ein Erwachsenenmärchen zum selbst gemachten Drama und dem wiedergefundenen Glück, eine Parabel über die Doppelgesichtigkeit, das quälende und das befreiende Lachen des Herzens. Der ungeschminkte Blick auf Wut, Eifersucht und Hass lässt das Lachen im Halse stecken bleiben.

Besetzung:

Leontes | Florizel | Autolycus: Vlad Chiriac

Polixenes | Paulina | Schäfer: Andreas Klopp

Hermione | Camillo | Antigonus | Schäferin | Perdita: Claudia Graue

Musiker | Erzähler | Käpten | Schäfervater: Friedrich Bassarak